Auf ein Wort
„Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“
Matthäus 28,19-20
Der Letzte macht das Licht aus
Das Pfingstfest – zu lesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 2 – stellte den erstaunlichen Start, ja die Geburt, der Gemeinden dar. Damals vor ungefähr 2000 Jahren erhielten die von Jesus zuvor berufenen Jünger den Heiligen Geist. Nach Jesu Wirken, Kreuzigung, Auferstehung, Begegnungen und der Himmelfahrt war es für die nun wieder 12 Jünger – Matthias wird in Apg 1 nachgewählt – nicht vorbei. Alle Anhänger Jesu kamen wieder zusammen. Sie hatten weiter die Sehnsucht, Gott zu begegnen und trotz Unterschiedlichkeit den Glauben gemeinsam zu leben. Da begann Gott selbst unter ihnen zu handeln. Es passierten sonderbare Dinge. Schließlich wurden sie alle von Gottes Geist, seiner Liebe, seiner Gnade, seinem Frieden und seiner Freude erfüllt. 3000 Menschen kamen an diesem ersten Tag zur Jerusalemer Gemeinde hinzu.
Gemeinden haben sich seit dieser Zeit entwickelt und sind gewachsen. Es sind viele neue Gemeinden entstanden und auch einige wieder eingegangen. Die ganze heutige christliche Gemeindewelt ist aus dieser Wurzel gewachsen. Das Ereignis würden wir heute vielleicht als Erweckung bezeichnen. Nicht selten wünschen wir uns eine solche Abkürzung in unserer Zeit und in unsere Gemeinden, die doch immer ein außerplanmäßiges Handeln Gottes bleiben wird. Viele Theologen versuchten bereits Erweckungen methodisch zu erfassen. Jedoch blieb sie für uns Menschen bisher unverfügbar.
Gottes Plan ist anscheinend, nicht durch seinen Geist auf Anhieb in jedem Menschen Glauben zu bewirken. Stattdessen baute er auf seine Jünger-Gemeinde. Menschen kommen zusammen, um den Glauben zusammen zu leben, um Gott zu begegnen, um Friede, Freude und Gerechtigkeit hinterherzujagen und um Gottes Auftrag in der Welt umzusetzen. Zugespitzt formuliert Jesus ihn an seine Jünger in Matthäus 28,18-20.
Das tun Christen nun seit fast 2000 Jahren. Seither wird der Staffelstab des Glaubens von einer Generation an die nächste weitergegeben – in der Familie, in der Nachbarschaft und auch in unseren Gemeinden. Die Altersstruktur des Bundes FeG rückte in den vergangenen Jahren deutlich in die höheren Altersgruppen. Laut der kirchentheoretischen Studie in FeGs 2019 liegt der Altersdurchschnitt bei 51,8 Jahren und liegt somit sogar über der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung mit 49,2 Jahren.
„Der Letzte macht das Licht aus!“ Ich hoffe, dass wir niemals an den Punkt kommen, diesen Satz zu sagen. Denn dieses Licht hat seine Scheinkraft seit Pfingsten nicht verloren. Die Welt und auch unsere Gemeinden brauchen dieses Licht, das wir mit uns tragen. Lasst uns nicht an unserem Wort, sondern an Gottes Wort orientieren. In unseren Gemeinden soll Gott wirken. Lasst uns immer wieder neue Formen entwickeln, Gott zu begegnen und Gott in unserer Gemeinde zu verkündigen, sodass noch viele Jahre das Licht in uns leuchtet. Ich wünsche dir Begegnung mit Gott, Menschen, mit denen du den Glauben lebst und seinen Frieden, seine Freude und seine Gerechtigkeit. Wir sind seine Jünger und jagen seinem Auftrag in dieser Welt nach.
Dein Benjamin Bögel
Jahreslosung 2023
DU BIST EIN GOTT, DER MICH SIEHT
PRÄSES ANSGAR HÖRSTING ZUR JAHRESLOSUNG 2023
Es ist eine Geschichte voller Emotionen, Demütigungen und menschlicher Schwächen. Eine Geschichte wie eine „Daily Soap“. Und mittendrin ist Gott, der hört und sieht und Geschichte macht (1. Mose 16, 1-14). Worum geht es?
Abraham wartet mit seiner Frau Sarai auf eigene Kinder. Am Ende ihrer Geduld und ohne Hoffnung auf die Erfüllung von Gottes Verheißung – es zog sich auch wirklich sehr, sehr lange hin – vermittelt Sarai ihrem Gatten ihre eigene Magd, Hagar. Sie hofft, durch sie zu einem Kind zu kommen, ähnlich einer Leihmutterschaft. Hagar wird schwanger, der Plan scheint aufzugehen. Aber Sarai wird „gering in Hagars Augen“. Das schmerzt doppelt: selbst nicht schwanger werden zu können und dann auch noch hochmütig behandelt zu werden. Sarai rächt sich, sodass Hagar in die Wüste flüchtet.
GOTT BEGEGNET
In der Wüste aber begegnet ihr Gott mit zwei Fragen: „Woher kommst du?“, „Wohin gehst du?“. Die erste Frage kann Hagar noch beantworten, die zweite nicht. Sie ist ziel- und hoffnungslos. Gott sagt ihr, sie solle sich unter Sarai demütigen und verspricht, aus ihr ein großes Volk zu machen. Der Sohn soll „Gott hört“ (Ischmael) heißen. Die Zukunftsprognosen über ihn klingen durchwachsen, denn er wird sich wie ein Wildesel benehmen und auch so angesehen werden.
Aber Hagar ist angerührt, denn Gott ist ihr begegnet. Er hat sie angesprochen, er hat sie gehört und er hat sie gesehen. Und in allem, was Gott darin tut, kommt Wahrheit und Gnade zum Ausdruck. Hagars Schuld kommt ans Licht, aber zugleich blickt Gott mit einem gnädigen Auge auf sie! Hagar sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Und es ist kein bedrohlicher Blick, sondern ein wahrhaftiger, befreiender, gnädiger und zukunftsfroher Blick.
Blicke können töten, sagen wir. Blicke mustern von unten nach oben und zurück. Blicke verurteilen. Blicke sind gleichgültig und oberflächlich. Blicke können durchdringen. Und Blicke können lieben und wohlwollend sein. Sie können strahlen und befreien.
Gottes Blick hat es Hagar angetan. So wie er sie ansieht, kann sie ihm begegnen. Dieser Blick hat es in der Folge Millionen von Menschen angetan. Sie sind Gott begegnet. Gott sah diese Erde und das führte dazu, dass Jesus Christus Mensch wurde. Denn Gott sah, dass diese zerschundene und verlorene Welt einen Retter braucht. Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn, es ging ihm durchs Herz und er sah die Wahrheit, denn sie waren so erschöpft wie Schafe ohne Hirten (Matthäus 9,36).
GOTT SIEHT HIN UND ER SIEHT AN
Diese Botschaft ist wie gemacht für uns Menschen im 21. Jahrhundert. Denn viele von uns leiden darunter, dass wir häufig nur als Menschen angesehen werden, die zu funktionieren haben. Es macht einen fertig, wenn man lediglich missgünstig angesehen wird. Das erleben Menschen. Und manche, die es noch irgendwie mit Gott zu tun haben, empfinden seinen Blick häufig als kontrollierend, missbilligend oder strafend. Sie meinen, Gott würde sie ansehen und sagen: „Es reicht sowieso nie, du Versager!“ oder „Du bist und bleibst mickrig!“.
Die Botschaft Gottes ist eine aufrichtende, wahrhaftige und gute Nachricht. Gott sieht dich an, wahr und gnädig. So sah er Hagar an. So hat er sich in Jesus Christus offenbart. Gott ist ein Gott, der dich sieht. Du bist ein wunderbares Original. Deine Geschichte mag schön oder schön verkorkst sein, aber Gott sieht dich freundlich an!
Wenn du mitten in der Wüste, mitten in einer Lebenskrise bist, lass dir sagen, dass Gott dich gnädig, freundlich und wahrhaftig ansieht. Durch den Heiligen Geist ist er jetzt bei dir, so wie bei Hagar in der Wüste. Und er fragt dich, so wie damals Hagar, woher du kommst und wohin du gehst. Sag es ihm und lass dich überraschen von dem Gott, der dich sieht.
Ansgar Hörsting | Präses der Bundes Freier evangelischer Gemeinden | praeses.feg.de
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